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Auf Ibiza mit Martin Suter

Der Zürcher Bestsellerautor hat seinen Zweitwohnsitz auf der Baleareninsel. Ein bekennender Genussmensch, der Qualität schätzt und selber Wein anbaut. Der Einkauf mit ihm führt zu den feinsten Geschäften und Produzenten der Gegend.

Fotografie Stephanie Füssenich
Text Claudia Muir

Kenner unter sich

Für einen guten Kaffee nimmt Suter gern einen Umweg. An einer holprigen Schotterstraße, ein paar Kilometer außerhalb von Ibiza-Stadt, liegt die Kaffeerösterei ›Cafés Meke‹. „Wenn uns unser eigener Kaffee ausgeht, kaufe ich meinen Kaffee hier. Ich mag die Sorgfalt und Leidenschaft, mit der Sam, der Besitzer, die Bohnen aussucht und röstet“, erzählt der Autor. Und er schätzt die Fachgespräche mit Sam. In Guatemala, neben Ibiza und Zürich seine dritte Heimat, baut Suter Kaffee an und entkoffeiniert die Arabica-Bohnen sogar selbst.

Der Kaffee wird mit verfeinerter Technik gefiltert und im Weinglas verkostet. Nur ausgesuchte Bohnen kommen bei Meke in die Tüte.

Cafés Meke, Coffee Roasters, Almacenes Aisa, Ctra Ibiza, San Juan, km 12,9 drcha, 07812 San Lorenzo, Tel. +34/971 32 50 58, Mo–Fr 9.30–13 Uhr, www.meke.co

Pata Negra, Seezunge und ein Wiedersehen

Erst gestern spät am Abend ist Suter mit Frau und Tochter aus Zürich auf Ibiza angekommen. Trotz Flugverspätungen und Problemen mit der Internetverbindung in seiner Finca treffen wir morgens vor Mercat Nou, der neuen Markthalle in Ibiza-Stadt, einen entspannten Schriftsteller. Das lockige Haar nach hinten gegelt, dunkelblauer Cordanzug, weißes Hemd, eine Ibiza-Tasche aus Leder um die Schulter. »Mein erster Gang ist immer zum Stand von Ramis. Dort bekomme ich den besten Schinken.« Und welcher darf ’s sein? »Natürlich der teuerste, der Pata Negra.« Am Fischstand ›Su&Lu‹ freudige, herzliche Begrüßung. Die zwei Damen hinter der Theke kennen Suter schon lange. 1989 kauften er und seine Frau Margrith Nay ihr erstes Haus auf der Insel. Suter entdeckt eine Wildfang-Seezunge. »Die bereite ich schlicht zu. Olivenöl, Knoblauch, Meersalz, Pfeffer, Kräuter darüber – 20 bis 25 Minuten im Ofen garen.«

Suters Einkaufsparadies: die neue Markthalle in Ibiza-Stadt. In seine Ledertasche kommt bester Schinken und natürlich Fisch.

Mercat Nou, Carrer de Castella, 07800 Ibiza-Stadt, Mo–Sa 7–15 Uhr

Signierstunde

Zwischenstopp im Buchladen ›Libro Azul‹ in Santa Gertrudis. »Ich habe der Besitzerin versprochen, ein paar Exemplare von Montecristo zu signieren«, erklärt Suter. Sein neuer Roman stand schon kurz nach Erscheinen im März 2015 auf Platz eins der deutschen Bestsellerlisten. Vergangenes Jahr übernahm die Deutsche Sophia Klara die internationale Buchhandlung mit einer kleinen und sehr feinen Auswahl. Dazu Suters Tipp: »Hier bekommen Neuankömmlinge und Urlauber Bücher über Ibiza, die deutsche Buchhandlungen selten im Sortiment haben.«

Leserglück: Der Autor signiert seinen neuen Roman Montecristo.

Libro Azul, Carrer Venda de Parada, 21, 07814 Santa Gertrudis de Fruitera, Mo–Fr 10.30–14, 17–20 Uhr, Sa nur vormittags, Juli und August 18–21 Uhr, www.libro-azul-ibiza.com

Zu Besuch bei Maria

Suter lotst uns durch die Altstadt von Ibiza-Stadt. Ein Labyrinth von engen, steilen Gassen mit weiß getünchten Gebäuden, die sich wie Schwalbennester hoch an den Berg schmiegen. Hier in der Dalt Vila wohnten die Suters in einem der schmalen Häuser, die im Winter kaum einen Sonnenstrahl abbekommen. Hier schrieb er seinen Debütroman Small World, der ihn berühmt machte. Irgendwann hatte das Ehepaar genug von der Enge und kaufte ein Grundstück auf dem Land. Sie kümmerte sich um den Bau des neuen Hauses, er pflanzte Rebstöcke, Oliven- und Feigenbäume, legte einen Gemüsegarten an. Auf einem kleinen Platz biegt der Schriftsteller zu einem Lebensmittelgeschäft ab und trifft auf Maria. Herzliche Begrüßung, Küsschen, Umarmung. Sie erkundigen sich nach den Kindern, tauschen Neuigkeiten aus. »Bei Maria haben wir immer Lebensmittel eingekauft. Jetzt im Frühsommer schläft Ibiza noch, aber wenn die ersten Touristen kommen, stellt Maria Stühle und Tische auf ihre Terrasse und verkauft die besten Bocadillos der Stadt.«

Wer oben in der Altstadt steht, kann weit aufs Meer hinaus blicken.

Maria, Plaza del Sol, 07800 Ibiza-Stadt, Mo–Sa 9–13.30, 15.30–20 Uhr

Mittags gern gesund

Eine Neuentdeckung für Martin Suter ist das ›Eat is life‹ direkt an der Club-Meile von Ibiza- Stadt. »Die bieten mittags ein tolles Buffet an – Salate, Quiche, Gazpacho, Hummus«. Das Angebot wechselt täglich, nur Bioprodukte kommen in den Topf, gekocht wird saisonal und zum größten Teil vegan. Im Sommer wird Gemüse eingelegt, als Vorrat für den Winter. Seit der Eröffnung im Juni 2014 ist das ›Eat is life‹ jeden Tag voll. »Es ist, als ob Ibiza und ich nur auf diesen Laden gewartet haben«, schwärmt Suter.

Paulinas Lockmittel: unwiderstehlicher veganer Kuchen. Geröstete Auberginen, Knoblauch – köstlich.

Eat is life, Avinguda I de la Pau, 07823 Ibiza-Stadt, Mo–So 8.30–20.30 Uhr, www.eatislife.es

Frisch, Bio, Indisch

Wenn in Martin Suters eigenem Garten noch nichts wächst, kauft der Schriftsteller das Gemüse im Bioladen Savia. Diesmal kommen auch rote Linsen mit in die Einkaufstasche. »Die sind für Dal, eine indische Linsensuppe. Ich koche sehr gern indisch – ich mag diesen Überschwang an Gewürzen, das Scharfe, das Pikante. Und: Die indische Küche ist sehr gut verträglich, wenn man nicht zu viel Ghee, das indische Butterschmalz, nimmt.«

Gemüse? Unbedingt! Suter erntet am liebsten selbst. Oder kauft Bioqualität.

Bioladen Savia, C/Aragòn 99, 07800 Ibiza-Stadt, Mo–Sa 8–13.30, 15.30–20 Uhr

Der Weg zur Guten Pasta

Mittlerweile ist es Nachmittag, eigentlich ist Martin Suter mit dem Einkauf fertig. Der Fisch, der Schinken, das Gemüse sind im Minikühlschrank im Kofferraum seines Citroën sicher verstaut. Doch dann fällt ihm das Geschäft ›Polen‹ von Pablo und Anna in Santa Eulalia ein. »Ein italienisches Feinkostgeschäft. Anna kommt aus Sizilien und hat besondere Produkte von der Insel, aber auch aus ganz Italien. Und Pasta, natürlich.« Suters ultimatives Rezept: »Frische Erbsen kochen, dann mit Olivenöl, Zwiebeln, Petersilie, einer Prise Zucker und gekochten Farfalle-Nudeln in der Pfanne schwenken, fertig. Einfach und, ja, ein wenig konventionell, aber unschlagbar lecker.« Suter hat sich das Kochen selbst beigebracht. Mit Mitte zwanzig ist er von zu Hause ausgezogen und konnte es sich nicht leisten, ins Restaurant zu gehen. »Ich lernte kochen aus der Not heraus – jetzt ist es eine Leidenschaft!«

Italienische Delikatessen auf Ibiza – fast so gut wie in Italien.

Polen, C/San Lorenzo, 14, 07840 Santa Eulalia, Mo–Sa 10–14.15, 17–20.30 Uhr

Auf ein Glas Hauswein

Natürlich kennt Martin Suter, Weinliebhaber, viele Top-Winzer der Insel. Doch er lädt uns nach dem Einkaufsbummel ein, seinen selbst angebauten Wein zu verkosten. Wir stapfen über rote Insel-Erde, vorbei an Olivenbäumen, vorbei an einem Teich mit Kois, im Hintergrund das schlichte kubistische Haus der Suters, vorbei an Rebstöcken – gut 300 besitzt der Bestsellerautor. In dem blitzblanken Weinkeller reift in Edelstahlfässern die Ernte vom letzten Jahr, Syrah, und die heimische Monastrell-Traube. Mit sichtlichem Stolz öffnet der Hausherr zwei Flaschen Wein, riecht, prüft die Farbe, ist mit einem der Weine unzufrieden, öffnet eine dritte Flasche. Die Cuvée aus den beiden Trauben ist sanft, schmeckt leicht fruchtig. Ob er den Wein verkaufe? Suter lacht. »Nein. Das ist kein legaler Wein. Den bekommen nur Freunde.«

Zeit der Entspannung

Der erste entspannte Abend auf Ibiza. Die lange Anreise aus Zürich steckt noch in den Knochen, dafür geht das Internet wieder. Kochen? Ja, gern, aber erst morgen. Suter, seine Frau, seine Tochter Ana und eine Freundin wollen heute lieber essen gehen. Das ›Cas Gasi‹ ist nur ein paar Kilometer von der Familien-Finca entfernt. Ein weitläufiges Landhotel mit Gemüsegarten und Restaurant. Der Koch kommt aus Valencia, seine Spezialität ist Paella. Suters bestellen das Reisgericht mit Tintenfischtinte und Artischocken. Kommt jetzt ein wenig Urlaubsfeeling auf, Herr Suter? »Nein, Heimatgefühl.«

Cas Gasi Boutique Hotel, Camino Viejo de San Mateu, s/n, 07814 Santa Gertrudis, www.casgasi.com

Zuerst erschienen im SALON Magazin am 28. Mai 2015.

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Martin Suter, geboren 1948 in Zürich, arbeitete bis 1991 als Werbetexter und Creative Director, bis er sich ausschließlich fürs Schreiben entschied. Seine Romane – zuletzt erschien Montecristo – und Business Class-Geschichten sowie seine Allmen-Krimiserie sind auch international große Erfolge. Martin Suter lebt mit seiner Familie in Zürich.