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Der Frühling naht und mit ihm das perfekte Wetter für einen Städtetrip.
Wie wäre es zum Beispiel mit Amsterdam, der Heimatstadt des neuen Diogenes Autors Daan Heerma van Voss. Wir erfahren von ihm, wieso wir lieber nicht aufs Rad steigen sollten und warum sich ein Sprung in die Grachten lohnt.
In seinem erzählenden Sachbuch widmet er sich aber einem ganz anderen Thema, der ›Angst‹. Die Sache mit der Angst. Und wie ich lernte, damit zu leben, erschienen am 22.3.2023, ist eine Mischung aus Philosophie, Psychologie, Kulturgeschichte, Reisebericht und autobiografischer Spurensuche. Und es hilft, Angstgefühle, Panik und Phobien zu verstehen und ihnen etwas entgegenzuhalten.
Aber jetzt reisen wir erst einmal gedanklich mit unserem Autor nach Amsterdam.
Photo by Tobias Kordt on Unsplash
»Ich bin in Amsterdam geboren, daher ist es ein etwas komisches Gefühl, die Stadt aus der Ferne zu betrachten, herauszuzoomen um der Rolle einer Reiseführers gerecht zu werden. Aber ich gebe mein Bestes.
1. Gehen Sie in den Grachten schwimmen. Ich weiß, die Leute denken, es sei schmutzig. Aber ich kenne viele, die jeden Morgen ins Wasser springen, selbst wenn es eiskalt ist. Tun Sie es einfach. Wenn Ihnen das nicht zusagt, dann gehen Sie zu ›Het Marineterrein‹ von dort aus hat man einen tollen Blick auf die Stadt.
2. Gehen Sie nicht zu ›De Hallen‹, das ist eine Touristenfalle.
3. Essen Sie ein klassisches holländisches Sandwich ›Broodje kroket‹, ›broodje warm vlees‹, ›broodje lever‹ bei ›Van Dobben‹. Mein Vater und ich sind dort oft nach dem Kino hingegangen.
4. Theater ›Tuschinski‹, mit Abstand einer der schönsten Kinosäle, die ich je gesehen habe. Die Art déco Decken und Wände sind einfach großartig. Wenn Sie den Stil mögen, können Sie auch im Café ›Schiller‹ einen Jenever trinken.
5. Bitte mieten Sie kein Fahrrad. Die Amsterdamer mögen Touristen nicht besonders, und vor allem nicht, wenn sie Rad fahren und die Regeln nicht kennen. Seien Sie stilvoll und gehen Sie einfach zu Fuß. Wenn es draußen schön ist, gehen Sie zum De Jordaan, dem ältesten Viertel der Stadt. Dort gibt es viele hübsche kleine ›hofjes‹, die noch immer bewohnt sind. Und wenn Sie schon mal da sind, besuchen Sie doch...
6. ...›Het Muizenhuis‹, in der Eerste Tuindwarsstraat. Das ist eine Stadt, die für Mäusefiguren gemacht ist. Ich könnte Ihnen alles darüber erzählen, aber am besten sehen Sie es sich selbst an.
7. Gehen Sie ins ›De Ceuvel‹, in Amsterdam Noord. Ein nettes Lokal am Wasser, mit veganer Hippie-Atmosphäre. Bleiben Sie auf jeden Fall in Noord, dort gibt es einige gute Restaurants, und gehen Sie dann in die Garage Noord, den wohl einzigen Club, in dem man noch auf eine wilde Art tanzen kann.
8. Okay, Sie sind verkatert nach Ihrem Besuch im ›Garage Noord‹. (Sie haben »een kater«, wie wir sagen.) Gehen Sie in die Sauna im ›Deco‹, einem wunderbaren Ort zwischen den Orten, an dem die Zeit still zu stehen scheint. Er liegt direkt an den Grachten, und wenn Sie nicht aufpassen, übersehen Sie ihn. Das ›Deco‹ hat einen ähnlichen Art déco Stil wie das ›Tuschinski‹, aber es ist noch dramatischer dort, würde ich sagen. Unbedingt reservieren. Oh und essen Sie nicht den Salat. Er ist wirklich nicht gut.
9. Essen Sie stattdessen in meinem Lieblingsrestaurant im ›Café Restaurant Amsterdam‹. Es ist groß, es ist laut und sehr französisch. Wenn es gesellschaftsfähig wäre, zu sagen: »Bestellen Sie das Kalbshirn«, würde ich das zweifellos tun. Wenn man nett fragt, stellen sie eine Rose in einer Coca-Cola-Flasche auf den Tisch. Fragen Sie Laura danach, Sie können sagen, dass ich Sie geschickt habe.
10. Schauen Sie sich ein Ajax-Spiel an. Sagen wir, dass wir einmal gut waren. Sie können sich unter die einheimischen Fans mischen und Ihrem Gegenüber zuraunen: »Vroeger konden we er iets van«. Das bedeutet: Wir waren mal gut.«
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Photo by Alice Dietrich on Unsplash
Die Sache mit der Angst
Daan Heerma van Voss, geboren 1986, ist Autor, Journalist und Historiker und gilt in den Niederlanden als eine der wichtigsten Stimmen seiner Generation. Er schreibt regelmäßig für internationale Publikationen wie The New York Times, Pen International, Haaretz und Svenska Dagbladet. Seine journalistischen Texte wurden mit dem renommierten De Tegel-Preis ausgezeichnet. Die Sache mit der Angst ist sein erstes Sachbuch.